2014
Brandner, willst du ewig leben?
Der künstlerische Leiter des königlichen Hoftheaters Schloss Rametz in Meran, Kabarettist, Autor, Regisseur und Schauspieler für außergewöhnliche Stücke, Dietmar Gamper, hat dieses Theaterstück, dieses „Absurdum“, eigens für das Fabriktheater geschrieben und führt auch die Regie.
Melchior Brandner bildet sich ein, Johnny Cash zu sein und mit seinen Liedern die Garantie am ewigen Leben zu haben. Doch leider hat er die Rechnung ohne den Wirt (Wirtin) gemacht. Lustvolles und Außergewöhnliches kommt ihm unter: Er befindet sich auf einer Kaffeefahrt und landet im „Musikantenhimmel“. Alte Bekannte wie Trompeter, Bassist usw. aus der volkstümlichen Hitparade geben sich hier ein Stelldichein. Bis es plötzlich kracht ...!
Eine Verbindung des Stückes mit dem beliebten Volkstheater-Klassiker „Der Brandner Kaspar und das ewig’ Leben“, jedoch nach einer Inszenierung von Dietmar Gamper. Ein klassisches Volksstück als Countrymusical – oder besser, ein dramatisches Stück um Johnny Cash, der ganz besonderen Art.
Schauspieler: Theo und Michaela Fischer, Franz-Josef Fuchs, Christa Fuchs, Willi Schwenkmeier und Herbert Friesenecker
Regie: Dietmar Gamper
Verlorene Zeit - Ein Dialog im Keller
SIE ist eine Pennerin, in keinem Netzwerk registriert, ohne Steuernummer und existiert quasi gar nicht. ER ist der großkotzige Modemacher, mit der High Society auf Du und Du und mit allen vernetzt. Sie treffen sich im Keller, im Keller seines Hauses, wie er gleich zu Anfang immer wieder betont.
Es begegnen sich zwei Figuren, die scheinbar unterschiedlicher nicht sein könnten. Aus den vergeblichen Versuchen die Obdachlose des Kellers zu verweisen, entwickelt sich ein Dialog bei welchem immer mehr die Lebenslüge zu Tage tritt, auf die er seinen Erfolg baute: Man sei das, was man selbst aus seinem Leben mache.
Dabei verstricken sich beider Lebensgeschichten immer weiter ineinander, wodurch sich das Stück allmählich zu einem Psycho-Thriller wandelt. Mit kabarettistischer Schärfe und dennoch psychologischem Feingefühl werden von Christa und Franz-Josef Fuchs zwei Charaktere dargestellt, die jeder aus seinem Leben kennt.
Der Autor und Regisseur des Nuts-Erfolgstückes „Brandner, willst du ewig leben?" Dietmar Gamper hat den beiden Schauspielern dieses Stück zum 15-jährigem Bestehen der Kulturfabrik Nuts auf den Leib geschrieben und führt auch wieder selbst Regie.
Technik: Bernhard Röll
Bühnenbau: Josef Häusler, Simon Schreiber
Bühnenbild: H.G. Lehmann
Sind wir hier daheim gewesen?
Was wäre wenn? Wenn zwei Herren für andere unsichtbar im Stadtpark sitzen und sich über Traunstein unterhalten? Über die Zeit, die sie hier verbracht und über die sie so Wesentliches geschrieben haben? Zwei Herren, wie sie unterschiedlicher nicht sein können und die dennoch eines gemeinsam haben: Sie sind berühmte Schriftsteller gewesen. Und sie sind noch heute in Traunstein allgegenwärtig, auch wenn sie schon lange tot sind.
Doch sie sind zurückgekommen, für diesen Plausch auf der Parkbank. Und noch einmal erinnern sie sich, sie tauschen sich aus, und sie staunen, was aus dem Traunstein ihrer Zeit geworden ist. Da setzt sich eine Frau zu ihnen, auch sie weiß so Vieles, der Ludwig Thoma hat sie ja noch persönlich kennen gelernt, nicht aber der Thomas Bernhard, das war lange vor seiner Zeit: Und doch ist er von der Kathi Kobus höchst angetan ...
Ein Geistertreffen mit ganz realen Texten und voller Überraschungen. Der Thoma und der Bernhard? Sie sind hier in unserer Stadt kurzzeitig "daheim" gewesen, ihren Spuren folgt man ja auch heute noch. Und die Kathi Kobus hat in München im Kreise "ihrer" Schriftsteller nie einen Hehl daraus gemacht, dass sie aus dem Chiemgau kommt. Eine Spukgeschichte? Ein Traumtheater? Warum auch nicht ...
Es spielen:
Franz-Josef Fuchs - Thomas Bernhard
Willi schwenkmeier - Ludwig Thoma
Christa Fuchs - Kathi Kobus
und Valentin Fuchs
Ungute und doch willkommene Erinnerungen an Traunstein - Die Spukgeschichte „Sind wir hier daheim gewesen?“ im Traunsteiner Studio 16
Ludwig Thoma verehrt man in Traunstein noch heute, auf ihn ist man als Bürger dieser kleinen Stadt regelrecht stolz. Mit dem Nestbeschmutzer Thomas Bernhard hat man dagegen so seine Probleme, zumal das Lästermaul auch noch ein „Esterreicher“ war. Und Kathi Kobus, aufgewachsen in Traunstein und dereinst die berühmteste Wirtin Münchens? Man hat sie weitgehend vergessen, denn nichts in Traunstein erinnert an sie.
Was die zwei Schriftsteller und Kathi Kobus hätten bereden können, hat Willi Schwenkmeier nun in seiner geistreichen Spukgeschichte „Sind wir hier daheim gewesen?“ als szenisches Lesespiel aufbereitet, das an zwei aufeinander folgenden Abenden im Traunsteiner Studio 16 aufgeführt wurde. Als Thomas Bernhard agierte dabei Franz-Josef Fuchs, Willi Schwenkmeier gab den Ludwig Thoma, und Kathi Kobus wurde von Christa Fuchs verkörpert. Mit dabei war auch Valentin Fuchs, der aus dem Off die eingestreuten (Original)Texte vorlas und in der Rahmenhandlung einen Schulschwänzer spielte, der in Traunstein herumgeistert und dabei in der Bücherei landet, wo er unvermutet Spaß am Lesen findet.
Was also wäre passiert, hätten die drei sich getroffen, die Ikone der bayerischen Heimatdichtung, der österreichische Quergeist und die einstige Dichterwirtin des „Simpl“? Sie hätten sich gestritten, keine Frage, aber auch gegenseitig gelobt und gewürdigt, und wären immer wieder auf die Kleinstadt an der Traun zu sprechen gekommen, in der sie zeitweise daheim waren, Kathi Kobus und Thomas Bernhard einen Teil ihrer Kindheit verbrachten und Ludwig Thoma eineinhalb Jahre lang als Rechtspraktikant am Kgl. Amtsgericht tätig war.
So jedenfalls hatte es Schwenkmeier eingerichtet, als munteres Plauderstündchen aus dem Reich der Geister, bei dem Traunstein zwangsläufig so manches einstecken musste. Übelste Provinz sei das, giftete Bernhard, wo er von Leuten beschimpft worden sei, die nie eine Zeile von ihm gelesen hätten. Böse wär’s trotzdem gewesen, hielt Thoma dagegen und verwies auf die entsprechenden Passagen in Bernhards „Ein Kind“ und die Tiraden von Bernhards Großvater, die heute noch jeden Traunsteiner entsetzen würden. Und wenn schon, erwiderte Bernhard ungerührt, letztendlich ermesse sich der Wert einer Stadt eh daran, ob es die „Neue Zürcher Zeitung“ zu kaufen gibt und ein gutes Schuhgeschäft vorhanden ist.
Und wenn ihm nachgesagt werde, er sei ein Reaktionär und Verteidiger des Adels gewesen, scheiß auf die Kritiker.
Missverstanden fühlte sich auch Thoma, der beklagte, dass seine „Heilige Nacht“ heutzutage verhunzt und als schnulziges Jesuleingedicht interpretiert werde und dass bei der „Lokalbahn“ die Leute immer noch glauben würden, mit Dornstein sei Traunstein gemeint gewesen. Und beim „Krawall“ fragte Bernhard, der habe sich doch in Traunstein abgespielt? Da erhob sich Thoma, sichtlich bewegt, von seinem Stuhl und referierte mit knappen Worten die Ereignisse, die zum Ausdruck „Saupreiss“ geführt hätten. Aber wie dem auch sei, so das versöhnliche Fazit der beiden, wären sie in Traunstein nicht daheim gewesen, hätten sie vermutlich nicht so viel darüber geschrieben. So wie die Traunsteiner irgendwann lernen müssten, auch über Bernhard zu lachen.
Und Kathi Kobus? Die blieb bei dieser Runde leider etwas im Hintergrund, auch wenn Thoma nicht müde wurde, ihre Bedeutung als „Simpl“-Wirtin hervorzuheben und zu monieren, dass man sie Traunstein schlichtweg vergessen habe. Wo sie, wie Walther Diehl in seinem Buch „Die Künstlerkneipe SIMPLICISSIMUS“ schreibt: „… wegen ihrer tollen Streiche der Kobusfuchs hieß und die Eltern zwang, ihre in Wirtschaft dort aufzugeben und sie nach Eggenfelden zu verlegen.“ Das Haus in der Scheibenstraße, in dem sie damals mit ihren Eltern wohnte, steht übrigens heute noch.
Das schöne Plakat zur Aufführung hat Walter Angerer d. J. angefertigt, und wer mehr über Kathi Kobus (1854 – 1929) erfahren möchte, dem sei auch Walter Stallers Beitrag „Es gibt auf dem ganzen Globus …“ im Jahrbuch 2011 des Historischen Vereins für den Chiemgau zu Traunstein empfohlen. Und was Thomas Bernhard noch so alles erlebt hätte, wäre sein Tod im Februar 1989 nur vorgetäuscht gewesen, darüber fabuliert der Journalist und Autor Alexander Schimmelbusch in seinem höchst amüsanten Roman „Die Murau Identität“ (Metrolit Verlag, Berlin. 208 Seiten, 18 Euro).
Wolfgang Schweiger
3. Traunsteiner Theater-Weihnacht mit Fabriktheater e.V. & Salztheater e.V.
Ein vorweihnachtliches, abwechslungsreiches Unterhaltungsprogramm, skurril und nachdenklich, erleben die Besucher am Freitag, 12. und Samstag, 13. Dezember im Studio 16.
Mitglieder des Fabriktheaters und des Salztheaters gestalten diesen weihnachtlichen Abend, bei dem kein Auge trocken bleiben wird. Die Gäste werden falsche und echte Nikoläuse erleben, wissenschaftliche Abhandlungen zum Thema Advent, Weihnachten und Geschenke, Geschichten über Schnee und weiteres bisher
noch nicht gewußtes über das Weihnachtsfest.
Die dritte Traunsteiner Theaterweihnacht ist DIE Gelegenheit, endlich in den „Weihnachtsstress“ einzusteigen. Frei nach dem Motto „Ja, wos? Is denn schon scho wieda Weihnachten?“
Es wirken mit: Gerhard Brusche, Christa Fuchs, Franz-Josef Fuchs, Michaela Lucke, und Willi Schwenkmeier.
Ein Musikus: Stefan Weißleder